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Teilnehmer aus dem Bistum Fulda (Vierte Synodalversammlung)
Der Synodale Weg

Statements zur vierten Synodalversammlung des

Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland

Von Mitgliedern der Synodalversammlung aus dem Bistum Fulda

Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez

Die Tage in Frankfurt waren kräftezehrend. Die gut 200 Delegierten der vierten Synodalversammlung von Donnerstag bis Samstag berieten über 8 Texte, ursprünglich waren 14 vorgesehen. 4 Texte wurden in zweiter Lesung verabschiedet, einer scheiterte an der nicht erreichten Zweidrittelmehrheit der Bischöfe. Es war der Text: „Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik.“ 3 Texte standen in erster Lesung zur Debatte.


Die Reaktionen auf den nicht approbierten Text waren hochemotional. Ein Teil der Synodalen hatte unter Protest die Versammlung verlassen, es flossen Tränen, Schuldzuweisungen wurden laut, sogar Sanitäter wurden geholt. Die Reaktionen haben offenbart, bis in welche persönlichen Dimensionen die Fragestellungen des Synodalen Weges mit allen Reflexionen und Bewertungen hineinwirken. Krisengespräche schlossen sich am Donnerstagabend an. Wichtig und entscheidend erachte ich, dass sich am Folgetag, dem Freitag, doch alle wieder im Saal versammelt haben und so für ein Weitermachen votierten. So kann ich mir gut eine Stellungnahme von Bischof Dr. Georg Bätzing, Präsident des Synodalen Weges, zu eigen machen, wenn er resümiert: „Wir haben erlebt, dass Diskurs, Debatte und Dynamik möglich sind. Für mich ist das Wichtigste: Wir sind beisammengeblieben… Dieses Zusammengebliebensein ist übersetzt: Synodalität.“ Dem „drohenden Aus“ am Donnerstagabend nicht nachzugeben wurde zur Bewährungsprobe des Synodalen Weges und trotz der Schwere des Erlebnisses (oder gerade durch diese Erfahrung und ihr standhaftes Aushalten) zu einer echten Lernerfahrung für die Vollversammlung.


Ich gehe davon aus, dass das Erlebnis des nicht approbierten Textes in Frankfurt die Notwendigkeit unterstreicht, noch mehr von einer kontroversen zu einer differenzierten Aussprache zu kommen.

Verschiedene Kriterien gilt es in einem Gesamtrahmen zu reflektieren. Dabei kann es zu unterschiedlichen Bewertungen kommen. Diese ohne Polemik und Schuldzuweisungen „abzugleichen“, erweist sich nach den Geschehnissen der Vollversammlung noch drängender als notwendig und unverzichtbar. Im Nachgang zum Donnerstagabend ergaben sich, wie ich meine, schon manche Hoffnungszeichen. Kriterien ‚Treue zum Lehramt‘‚ ‚Menschenwürde und Menschenrechte‘, ‚Geschlechtergerechtigkeit‘, ‚Zeichen der Zeit‘, ‚Erkenntnisse der Human – und Sozialwissenschaften‘ u. a. gilt es miteinander abzuwägen.


Ein Journalist hat in seiner Kommentierung des Verlaufs der Vollversammlung Bezug genommen auf einen Bildvergleich, der mir sehr einsichtig ist, besonders wegen meines eigenen Bischofswortes „Ein Leib und ein Geist in Christus“. Er beschrieb eine oft gemachte Erfahrung einer gemeinsamen Gruppen-Wanderung. Die Spitze ist oft zu weit weg, die Nachhut kommt nicht hinterher. Die einen fordern endlich Tempo, damit man nicht abgehängt wird. Andere wollen bremsen, weil sie Angst um die richtige Richtung haben und es ihnen schichtweg zu schnell geht. Da eigentlich jeder die Wahrheit für seine Position einfordert, braucht es noch mehr Miteinander und Zueinander. Wenn dies gelingt, wartet auf uns noch manche positive Erfahrung, hoffentlich.



 
 

Dr. Michael Müller

Die Versammlung des synodalen Weges in Frankfurt war geprägt von lebendigen Diskussionen und vielen Begegnungen. Zahlreiche wegweisende Texte konnten verabschiedet werden, die das Potenzial haben, die frohe Botschaft von Jesus Christus in mancher Hinsicht wieder neu zum Leuchten zu bringen. Die überraschende und knappe Ablehnung des Grundtextes über die Fragen zur Sexualität, der zwar die große Mehrheit der Versammlung, aber nicht die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe erreicht hat, war für die Versammlung eine Zäsur, die am Ende wie ein klärendes Gewitter zu einer größeren Offenheit und einem ehrlicheren Stil in der Debatte geführt hat. 


Alle Teilnehmenden hat die Sorge und das Ringen um die Zukunft der Kirche vereint. Es bewegt sich etwas in der Kirche, auch wenn bei vielen Fragen noch nicht in allen Punkten klar ist, wo am Ende für uns in Deutschland aber auch im Kontext einer weltumspannenden Glaubensgemeinschaft letztlich die Antworten liegen. Auch das ist deutlich geworden: Nicht nur viele Menschen in unserem Land, sondern weltweit schauen mit Hoffnung auf die Beratungen.




 
 

Marcus Leitschuh


Wir Delegierten sind zurück aus Frankfurt. Hinter uns liegen drei Tage Vollversammlung, aber auch Monate der Vorarbeit in Foren, von Arbeit in Gesprächsgruppen, der Beteiligung bei Onlinehearings. Wir waren beschäftigt mit Lesen der umfangreichen Texte und der Möglichkeit, Änderungsideen und Änderungsanträge digital zu stellen. Davon habe ich reichlich Gebrauch gemacht, ehrenamtlich und hoch motiviert. Niemand darf sagen, er habe sich nicht beteiligen können. Umso ärgerlicher ist das Abstimmungsverhalten zum Grundtext „Leben in gelingenden Beziehungen - Grundlinien einer erneuerten Sexualethik“. Einige Bischöfe haben sich anonym hinter Abstimmungsgeräten versteckt und damit einen Beschluss durch fehlende 2/3-Mehrheit innerhalb der Bischofskonferenz verhindert. Insgesamt hatte der ausführliche und fundierte Kompromisstext über 82 % Zustimmung. Nicht nur das Ergebnis war schockierend, sondern der Weg dahin. In der Debatte konnte sich jeder mit seiner Kritik äußern. Das taten auch einige Bischöfe, die dafür meinen Respekt haben. Bei der Abstimmung stimmen dann aber deutlich mehr mit „nein“. Niemand hat deshalb die Sperrminorität der Bischöfe erwarten können. Ich verstehe bis heute nicht: Wenn ich einem Papier, an dem transparent seit zwei Jahren gearbeitet wird, von dem es vor einem halben Jahr einen ersten Entwurf gab (der eine Mehrheit fand), am Ende eines so bedeutsamen Synodalen Weges nicht zustimmen kann, dann erwarte ich vorher Änderungsanträge oder offene Kritik, damit der Text verändert werden kann. Alle Anträge und Anfragen waren transparent online sichtbar. Jeder muss am Ende abstimmen. Nicht alle Ideen des Synodalen Weges müssen eine Mehrheit finden. Aber der Weg muss ehrlich, synodal und fair sein. Der Mehrheit der Bischofskonferenz war der Schock anzusehen, es flossen viele Tränen bei Delegierten. Der gesamte Synodale Weg stand auf der Kippe. Mit unabsehbaren Folgen.


Mein Eindruck ist, dass dieser Schock gewirkt hat und ein wichtiger Lerneffekt möglich war. Ich bin froh, dass unser Bischof in dieser schwierigen Situation als Wegbereiter für Kompromisse geholfen hat. Das Votum, Synodalität zu stärken, wurde flankiert von mit großer Mehrheit beschlossenen Texten. So wurden der Grundtext „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und die Handlungstexte „Lehramtliche Neubewertung von Homosexualität“ und „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ in zweiter Lesung mit großer Mehrheit beschlossen. In erster Lesung wurden zur weiteren Bearbeitung die Texte „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“, „Enttabuisierung und Normalisierung – Voten zur Situation nicht-heterosexueller Priester“ und „Verkündigung des Evangeliums durch Frauen in Wort und Sakrament“ angenommen.



Was jetzt folgen wird sind Gespräche über die Umsetzung der ersten Beschlüsse. Dabei gibt es verschiedene Arten. Viele Themen sind ein Appell an den Papst. Wir sind an dieser Stelle dabei konkret aufgefordert, diesen Appell zu unterstützen, zu fördern und auch den Menschen davon zu erzählen, was die beschlossenen Forderungen sind. Es sind ja auch Themen dabei, auf die viele Menschen teilweise sehr, sehr lange gewartet haben. Aber die Entscheidungen werden auch Menschen Angst machen, weil Veränderungen immer auch Abschied bedeutet. Man wird ehrlich sagen müssen, dass womöglich nicht alle Forderungen am Ende vom Papst oder der Weltbischofssynode umgesetzt werden. Aber wir dürfen auch die Botschaft nicht unter den Scheffel stellen, dass Bischöfe und Laien gemeinsam intensiv zu diesen Themen gesprochen, gerungen und entschieden haben. Dialog ist wichtig. Auch im Bistum Fulda.

Dann gibt es die Beschlüsse, die unser Bischof jetzt für das Bistum umsetzen kann. Die Bischöfe sind durch das Kirchenrecht und auch durch die Struktur des Synodalen Weges als Hirten bei jeder Umsetzung eines Beschlusses in ihrem Bistum unabhängig. Hier braucht es einen Dialog: Wie wird er bei uns damit umgehen? Es braucht auch Dialog über kirchenrechtliche Vorbehalte und über die Art und Weise, wie wir Synodalität und die Themen an die Gemeinden vermitteln. Und es muss jetzt auch um Synodalität im Bistum gehen. Das Ziel sollen dabei nicht mehr Termine, mehr Gremien und mehr Struktur sein. Synodalität muss ehrenamtlich möglich sein. Und: Die vierte Vollversammlung hat gezeigt, dass Synodalität gelernt und geübt werden muss. Aber es lohnt sich. Das hat Frankfurt gezeigt. „Wir können auch anders“ heißt ein von mir herausgegebenes Buch mit Texten von mutigen Ordensleuten beim Synodalen Weg. Genau darum geht es. Wir als Kirche „können auch anders“. An vielen Stellen „müssen“ wir es sogar dringend.











 
 

Bischof Dr. Michael Gerber

Eine Zusammenfassung des Statements von Bischof Dr. Michael Gerber lesen Sie hier.


 

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