Die unabhängige fünfköpfige Jury musste sich dabei zwischen sehr unterschiedlichen und interessanten Projekten und Initiativen entscheiden, die sich um den Elisabeth-Preis bewarben. Sie entschied sich für einen Ersten und einen Zweiten Preisträger – beide kommen aus Kassel und sind von der evangelischen Kirche initiiert worden.
Als
Ersten Preisträger – verbunden mit einem anteiligen Preisgeld von 2.000 Euro –
zeichnete die Jury das Projekt „Wächterdienst – Zusammenstehen gegen
Antisemitismus in Kassel“ des
Ev. Stadtkirchenkreises Kassel und des Kirchenkreises Hofgeismar-Wolfhagen aus.
Der Wächterdienst wurde nach dem 7. Oktober 2023 ins Leben gerufen. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel erlebten in Kassel wie anderswo auch die Jüdinnen und Juden stärker werdenden Antisemitismus und sorgten sich, zum Gottesdienst in die Synagoge zu gehen. Spontan entstand eine Initiative nicht-jüdischer Menschen, die vor der Synagoge jeweils freitags am Abend symbolisch Wache stand, um einen ungestörten Sabbat-Gottesdienst zu ermöglichen. Damit sollte und soll einerseits Solidarität gezeigt werden, gleichzeitig aber auch Gesprächsbereitschaft signalisiert werden, wenn Menschen Redebedarf haben – zum Beispiel über den Nahostkonflikt oder die Lage der Menschen im Gaza – und dafür zum friedlichen Meinungsaustausch bereit sind. Es gehe dabei – so betonen die Initiatoren des Wächterdienstes ausdrücklich – nicht darum, im Nahostkonflikt irgendeine Partei zu ergreifen. Es gehe einzig und allein darum, das „Nie wieder“ ernst zu nehmen und zu verhindern, dass jüdisches Leben in Deutschland nochmals in irgendeiner Form bedroht wird, dass jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger auf Grund ihrer Religion bedrängt oder in ihrer Religionsausübung behindert werden.
Der Zweite Preis und 1.000 Euro Preisgeld gehen an das Projekt „Café MIR“ – ebenfalls in Kassel. Die dortige evangelische Immanuelkirche im Osten der Stadt beherbergt die Gemeinde von Menschen mit verschiedenem kulturellen und sprachlichen Hintergrund. Gleiches gilt für den Wohnraum um die Kirche herum, in dem Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Weltanschauung ihr Zuhause haben.
Das „Café MIR“ – MIR steht für Frieden – im Russischen wie im Ukrainischen –
wurde bei der Gemeinde ins Leben gerufen, als klar war, dass mehrere Tausend
ukrainische Flüchtlinge nach Kassel kommen würden. Im Ortskirchenvorstand fiel
Ende Februar 2022 die Entscheidung, einen offenen Treff mit konkreten
Hilfsangeboten zu schaffen. Derzeit ist es zwei Mal pro Woche geöffnet und wird
dann jeweils von 60 bis 90 Menschen besucht. Ziel war es, den Geflüchteten eine
Anlaufstelle zu bieten, wo sie Fragen stellen und Hilfe erfahren können.
Gleichzeitig wurde ein Netzwerk für humanitäre Hilfe organisiert, zum Beispiel
um Hausrat und Kleidung für die Erstausstattung der Flüchtlinge bereitzuhalten
oder um Menschen bei der Wohnungssuche zu unterstützen. Eine Kinderbetreuung
schenkt den Kindern der Flüchtlingsfamilien immer wieder eine unbeschwerte
Auszeit vom Alltag. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Kirchengemeinde, die russisch oder ukrainisch sprechen, begleiten die
Flüchtlinge bei Arztbesuchen und bieten durch Sprache und Kultur ein Stück
Sicherheit und Heimat. Auch Deutschkurse sowie psychologische und seelsorgliche
Gespräche gehören zum Angebot. Seine integrative Wirkung zeigt das Café MIR
auch daran, dass ehemalige Flüchtlinge inzwischen dort selbst als Freiwillige
mit engagiert sind.
Die Preisvergabe erfolgte am Freitag, 15. November, am späten Nachmittag im Rahmen einer Feier in Fulda-Neuenberg. Zum Auftakt um 17 Uhr zelebrierte Bischof Dr. Michael Gerber einen Gottesdienst in der St. Andreas-Kirche. Anschließend erfolgte im benachbarten Bonifatiushaus die Preisvergabe. Laudatoren waren neben dem Bischof Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch und Caritas-Vorstand Ansgar Erb. Die Preisvergabe im Bonifatiushaus wurde musikalisch begleitet vom CaritasChor 65+ unter Leitung von Sr. Hildegard Wolters.
Alle Bilder: Caritas Fulda / Dr. C. Scharf
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